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Wolfgang Hohlbein: Chronik-der-Unsterblichen.de



 
Die Vampyre


Sei vergewissert, verehrter Leser, dass meine Arbeit eine rein wissenschaftliche und meine Motive allerreinster Natur sind.

Das Wesen der Vampyre zu studieren, hatte ich mich aufgemacht, angelockt von dem Grauen, das sich in der altehrwürdigen Universität von Glastonbury zu Unzeiten abspielte, und von den Spuren blutiger Exzesse am Ufer des Brue. Wie ich in den Besitz des ersten Leichnams kam, aus dem das Leben längst geflohen war, um dann auf widernatürlich Art zurückzukehren, habe ich in den Akten X-Stoker bereits ausführlich dagelegt. Ich verzichte deshalb auf eine Wiederholung der allzu grässlichen Ereignisse, denen erst meine Cousine Annie und anschließend Bruder Montague zum Opfer fielen, bevor ich selbst ...

Ich selbst? Hier verfliegt meine Erinnerung wie sanfter, kaum wahrnehmbarer Hochnebel, der von den Strahlen einer trügerischen Novembersonne durchbohrt wird. Die Sonne, die früher mein Freund, und nun mein Feind ist. Denn wenn auch nur ein einzelner Strahl auf die Knochen und Gebeine fällt, die ich in meinem Kellerlaboratorium sorgfältig gereinigt aufgebahrt haben, zerfliegen die getroffenen Stellen augenblicklich zu Staub.

Und dann habe ich nichts mehr zu untersuchen. Nicht mehr zu untersuchen, und ... nicht nur das, ich habe das Gefühl, das auch mit mir etwas durchaus Grauenhaftes geschehe, würde mich auch nur ein Lichtstrahl streifen.

Doch, seid versichert, dass ich solcherart Gefahren standhaft trotzen werde. Schließlich bin ich Wissenschaftler durch und durch, und nichts und niemand kann mich daran hindern, meiner wahren Bestimmung zu folgen, durch die dunkle Nacht zu schleichen auf der Suche nach einem bleichen Hals ...

Um ihn wissenschaftlich auf Bissspuren zu untersuchen. Die Frage sei nur erlaubt: Vor oder nach dem Biss? Denn, seltsam, wann immer ich einen glatten, unverletzt erscheinenden Hals erblickte, mich zu Studiumzwecken über ihn beugte, bemerkte ich alsdann zwei tiefe Löcher in ihm und zwei dünne Blutfäden, die über die Haut hinablaufen - und wischte mir dann selbst das Blut von den Mundwinkeln ...


Das Geschlecht der Vampyre

Vampyre seien Untote, heißt es in vielen Quellen. Sie seien vormals Menschen gewesen, die durch einen Infectus Horribile - eine schreckliche Infektion - zunächst in einen totenähnlichen Erstarrungszustand fielen, um alsdann aus ihren Gräbern aufzusteigen und in dunkler Nacht selbst Oper zu suchen, in deren Hälse sie ihre lang gewordenen Zähne vergraben können.

Ich könnte es auch noch geschwollener ausdrücken, möchte davon aber keinen Gebrauch machen. Nur so viel: Es gibt solche und solche. Es gibt Vampyre, die gar kein Blut saugen, sondern an der seelischen Kraft ihrer Opfer zerren, bis ihre Opfer ausgelaugt sind. Nach meinen wissenschaftlichen Erkenntnissen passiert genau dieses immer wieder auch zwischen so genannten normalen Menschen. Raub der Seelenkraft ist also keine Spezialität der Vampyre. Doch während das Humanum Genus Normalorum - also der normale Menschengeschlecht - niemals völlig die seelische Kraft eines Menschen aussaugen kann, kann das die Bestie, die tief in den Vampyren lauert. Wann immer ein Vampyr sie von der Kette lässt, ist sein Opfer hoffnungslos verloren.


Der Tod der Vampyre

Stürben Vampyre, dann zerfielen sie zu Staub. Heißt es. Es trifft sicherlich auf eine Spezies der Vampyre zu, nicht aber auf alle. Schon gar nicht auf diejenigen, die von der seelischen Kraft ihrer Opfer zehren. Sie selbst bleiben auch nach dem Tod gelegentlich lang genug erhalten, um sie nach der Carbon Silicium Iridium Behandlung wissenschaftlich untersuchen zu können.

Wie man Vampyre töten könnte, darüber gibt es vielerlei Spekulationen. Licht ist nicht immer zuverlässig, Knoblauch ein schlechter Witz, Kreuze und Weihwasser dienen allenfalls der seelischen Erbauung von Vampyrjägern. Kopf abschlagen und pfählen könnte funktionieren, vor allem, wenn man die Vampyre anschließend klein häckselt oder sie einem Säurebad oder heiß lodernden Flammen anheim gibt.


Das Verfahren Absurdica

Es ist nur ein ganz besonderen Konservierungsmethode zu verdanken, dass ich dreier Vampyre habhaft werden konnte, die nach ihrem Tod nicht verfallen sind. Das zugrunde liegende Verfahren Absurdica wurde zum ersten Mal in einem Dokument erwähnt, dass Alexander der Große (356-323 v. Chr.) aus Indien mitbrachte. Weiterentwickelt von Pippin dem Kleinen (714-768 n. Chr.) ist es nun unter dem Namen Carbon Silicium Iridium - kurz CSI - unter den verbleibenden Vampyrforschern populär geworden. Die Einzelheiten hat Nosferatu in dem Roman "Polanski" beschrieben.


Die Zerlegung von Vampyren

Zerlegt und untersucht man die Vampyre, so fallen einem immer wiederkehrende Eigentümlichkeiten auf. Als erstes sei der stechende Geruch genannt, der aus den Körpern aufsteigt, als zweites die schmatzenden Geräusche aus dem Inneren der Körper, die einfach nicht aufhören wollen, solange man auch an ihnen herumschnipselt. Die Haut, die unter meinen wilden Schnitten nun schnell zerfällt, ist durch eine besondere Blässe gekennzeichnet, das Gebiss durch beeindruckende Monströsität und zweier Hauer, nein, spitzer Eckzähne, die ich jetzt in wilder Raserei abbreche. Je tiefer ich mit grober Gewalt - äh, geradezu wissenschaftlicher Anmut - in den fremden Vampyrkörper eindringe, um so mehr merke ich, dass meine Klinge nicht nur Muskeln, Sehnen und Gewebe durchschneidet sondern auch etwas ganz anderes, etwas, das die spezielle Lebenskraft dieses Wesens auszeichnet, seine Energie, sein Verlangen danach, auszubrechen aus dem Gefängnis der Sterblichkeit ...

Ich atme durch, lege mein blutiges Werkzeug beiseite und warte auf die Nacht, um das zu tun, was getan werden muss.


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